Genderspezifische Jugendarbeit

Was Mädels und Jungs (separat) brauchen

Wir vom Jux sind uns der Geschlechtervielfalt unserer Gesellschaft und der Menschheit bewusst. Wir wissen, dass es es nicht nur 100 % Mädchen (Frauen) und 100% Jungs (Männer) gibt, sondern eigentlich nur eine wunderbare und wertvolle Vielfalt dazwischen. Wir alle sind einzigartig tolle Individuen - egal ob Cis-Frau, Cis-Mann, intergeschlechtlich und egal ob hereto-, homo-, bi-, trans-, a-, pansexuell, u.v.m.

 

Wir erachten es in einem bestimmten Rahmen jedoch als sinnvoll und für die Teilnehmenden gewinnbringend genderspezifische Aktionen anzubieten. Konkret heißt dies, dass wir bestimmte Aktionen nur für Mädels und bestimmte Aktionen nur für Jungs anbieten. Natürlich immer unter dem Vorbehalt, dass es eben nicht nur weiblich ODER männlich gibt, sondern sehr viele Menschen beides sind und klarerweise bei unseren Aktionen ihren Platz einnehmen dürfen und sollen. Auch achten wir bei den Aktionen dabei Rollenklischees und Rollenbilder nicht zu verstärken oder gar aufzubauen, sondern diese vielmehr ständig zu hinterfragen und mal "beiseite" zu stellen. Was zählt ist doch der Charakter und die Persönlichkeit eines jeden Menschen und nicht sein Geschlecht - dafür stehen wir jedenfalls und wollen dies auch die heranwachsende Jugend auch spüren lassen.

 

Mädchenarbeit

Die Mädchenarbeit - also die pädagogische Offene Jugendarbeit mit Mädchen - ist uns im Jux ein großes Anliegen. Die Mädchen sind starken Rollenklischees und hohen geschlechsspezifischen Anforderungen ausgeliefert und wir wollen sie dort abholen wo sie stehen und ihnen Sicherheit und Geborgenheit vermitteln, ihnen Möglichkeiten bieten ihr Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl zu stärken.

Es tut gut mal einen "Ratscher" nur unter Mädels zu machen. Denn das heißt auch den eigenen Vorlieben und Gelüsten mal einfach Raum zu geben, auszuprobieren und dabei eben NICHT der Bewertung vom männlichen Gegenüber ("was die Jungs dann denken") ausgeliefert zu sein. Ja, und da gehört auch Nägel lackierend es sich gut gehen lassend, mit Gurken und Quark im Gesicht in einem rosarot gestrichenem Raum dazu, oder leidenschaftliches Mitsingen eines aktuellen Liebeslied der Pop-Charts oder eben lautes Gekichere in der Küche beim Kuchenbacken oder beim Basteln von Osterdeko dazu. Na und!? Wenns uns Spaß macht!! Heißt eben nicht, dass wir dann nicht trotzdem tadellos mit Ball, Hammer und der Autolenkung umgehen können. :D

Als geschützten (Ruhe-)Raum innerhalb des Jux, welcher nur für Mädels konzipiert und reserviert ist, gibt es seit einigen Jahren nun den allseits beliebten Mädelsraum. Gestaltet wurde er mit einer motivierten Mädchengruppe und wird als kleine Jungs-freie Oase im Jux zum Ratschen, Chillen, Schminken und Frischmachen gerne genutzt und verteidigt (!).

Ein weiteres Highlight sind die monatlichen Trefföffnungszeiten NUR für Mädels, sprich ein Samstagnachmittag im Monat sperrt das Jux unter dem Namen Mädelsclub seine Tore auf und dort gibts abwechselnde Aktionen und Programm nach Lust und Laune der Mädels. Ein Konzept, welches sich vom ersten Mädelsclub-Samstag mehr als bewährt hat.

Highlight im Sommer ist dann schließlich die Mädelsreise. Die Reiseziele (bisher: Aachensee, Bodensee, Kroatien) werden nach Möglichkeit gemeinam mit den interessierten Mädchen ausgewählt und dann ... geht's auch schon los ins gemeinsame Abenteuer ganz nach unseren gemeinsamen Vorstellungen.

Bubenarbeit

Die Bubenarbeit im Jux unterscheidet sich ein wenig zur bestehenden Mädchenarbeit. Letztere bedarf unserer Erfahrung nach einer eher projektgebundenen Arbeit mit klar abgesteckten Rahmenbedingungen (Projekt zu bestimmtem Thema, fixes Datum und klare Uhrzeiten). Die Jungs hingegen kommen in den offenen Treff (und zu Projekten) auch OHNE Programm und klarem Rahmen. Die Offene Jugendarbeit ist nach wie vor "Männer"-dominiert in dieser Hinsicht. Deshalb machen wir unsere geschlechtsspezifische Bubenarbeit in erster Linie IM offenen Treff - also der zentralen Methode der Offenen Jugendarbeit. 

 

Im Vordergrund stehen hier das Hinterfragen, Aufbrechen, Herauslocken der allseits bekannten typischen Rollenbilder des männlichen Geschlechts. Wir wollen das Bild vom Mann aufbrechen und verändern, und dies vor allem in diesem wichtigen Entwicklungsstadium der Pubertät. Es geht uns darum den Jugendlichen zu vermitteln und sie spüren zu lassen, wie schön Vielseitigkeit und Vielfältigkeit sowie Flexibilität im eigenen Sein sind. Wir wollen Erlebnisse gestalten, die sie diese Werte spüren zu lassen. Hier gehört auch die allgemeine Sensibilisierung dazu, wie beispielsweise: "Schwul ist KEIN Schimpfwort" wird im Jux seit langem gepredigt und trägt mittlerweile eindeutig weitreichende Früchte. 

 

Der Medienbereich ist bei Jungs im Offenen Treff und auch in spezifischen Angeboten ein sehr wichtiger Bereich. Playstation, Zocken und Co. sind teilweise tagtäglicher Platzfüller in ihrem Erwachsenwerden und Ausprobieren. Wir lassen diese Vorlieben auch gerne zu, gehen aus dieser akzeptierenden Haltung mit ihnen aber auch konkret in eine reflexive Perspektive zum Ausmaß ihres Medienkonsums. Für Fragen zu Medien ist das Jux ein wichtiger Ansprechpartner (vor allem auch unser Medienpädagoge Matthias). Wir sind ständig versucht die Jugendlichen Medien-kompetent(er) zu machen - uns selbst und Erwachsene nicht ausgenommen!

 

Erfahrungsgemäß bedarf es in der Arbeit mit Jungs auch einem größeren Augenmerk auf die Themen Rausch und Risiko. Jungs sind schneller und stärker an Rauscherlebnissen interessiert und teils auch gebunden - so unsere Erfahrungen - und deshalb antworten wir an dieser Stelle auch mit bewussteren Reflexionen zu diesen Räuschen (verschiedenster Art) und unterstreichen die Wichtigkeit einer entsprechenden Risikokompetenz dazu.

 

Als großes Sammelpaket kommt unsere allsommerliche Bubenreise vor. Sie packt gefühlt einfach eine bunt gemischte Truppe an Jungs in den Jux-Bus und startet drauf los, um zu schauen was so passiert. Keine Angst, alles mit Verantwortung begleitet! Es ist aber eine immer spannende Aktion, in der Gegensätze wie Sauberkeit vs. abgeranztem Männerklo oder Organisation vs. planlosem Drauflos, so einige Spannungen, schließlich aber auch umso mehr Erfahrungswerte mit sich bringen.